Meine Kindheit und Schulzeit verbrachte ich in Frankfurt am Main. Dort sammelte ich auch meine ersten Erfahrungen mit Pferden.
Zu Beginn der siebziger Jahre nahm ich meine journalistische Tätigkeit bei der Marburger Lokalzeitung auf. In den folgenden zehn Jahren begleitete ich die pferdesportlichen und züchterischen Veranstaltungen der Region. In dieser Zeit wurde auch das "Deutsche Reitpferd" aus der Taufe gehoben.
Es folgten mehrjährige Auslandsaufenthalte mit meiner Familie in England und Brasilien, während derer ich andere Menschen, Pferde und Reitweisen kennen lernte.
Die Rückkehr nach Deutschland führte uns nach Buxtehude, wodurch sich für mich als gebürtige Niedersächsin der Kreis schloss. Bald darauf wurde auch unser erstes selbstgezogenes Warmblutfohlen geboren. Inzwischen fühlen wir uns hier so zu Hause, dass wir vor 13 Jahren zwischen Hamburg und Bremen das Lipizzaner Gestüt "Unter den Linden" gründeten.
Zu Beginn der siebziger Jahre nahm ich meine journalistische Tätigkeit bei der Marburger Lokalzeitung auf. In den folgenden zehn Jahren begleitete ich die pferdesportlichen und züchterischen Veranstaltungen der Region. In dieser Zeit wurde auch das "Deutsche Reitpferd" aus der Taufe gehoben.
Es folgten mehrjährige Auslandsaufenthalte mit meiner Familie in England und Brasilien, während derer ich andere Menschen, Pferde und Reitweisen kennen lernte.
Die Rückkehr nach Deutschland führte uns nach Buxtehude, wodurch sich für mich als gebürtige Niedersächsin der Kreis schloss. Bald darauf wurde auch unser erstes selbstgezogenes Warmblutfohlen geboren. Inzwischen fühlen wir uns hier so zu Hause, dass wir vor 13 Jahren zwischen Hamburg und Bremen das Lipizzaner Gestüt "Unter den Linden" gründeten.

"Am 25. Januar 1350 verkaufen Hermann und Friedrich de Wend an den Lemgoer Bürger Bertram von Callendorp eine Rente von 2 Mark Pfennige aus ihrem Hofe zu Eyndtorp (Entrup) auf dem Niebuhr wohnt..."
In diesem Dokument wird der Hof der Familie meiner Mutter erstmals urkundlich erwähnt. Es folgen weitere Urkunden und Erwähnungen in alten Einwohnerverzeichnissen. 1769 heißt es zum Beispiel: Niebuhr ist mit 1 Mann, 1 Frau, 2 Knechten, 1 Magd = 5 Personen auf dem Hof, hat 3 Pferde, 6 Kühe, 3 Schweine ... sieben Jahre später 1776 werden noch ein Sohn über 14 Jahren und eine Tochter unter 14 Jahren aufgeführt und zu den 3 Pferden haben sich noch zwei Fohlen gesellt.

Voller Elan begann ich in den Osterferien 1963 und bat auch gleich ein Pferd putzen zu dürfen. Das erste Pferd an dem ich diese neue Fertigkeit ausprobieren durfte, war der Lipizzaner Hengst Sahib auf dem ich mir dann ein gutes Jahr später die Sporen verdiente und den zu reiten immer ein besonders schönes harmonisches Erlebnis war. 1963 war gleichzeitig das Jahr mit dem geringsten Pferdebestand nach dem 2. Weltkrieg. Kaum einer konnte sich ein Reitpferd zum Vergnügen leisten und in der Landwirtschaft ersetzten zunehmend Traktoren das Pferd. So sammelte denn Hans-Joachim Bruno, der in den historischen Stallungen des Jagdschlösschens am Oberforsthaus am Frankfurter Stadtrand seine Reitschule eingerichtet hatte – übrigens die selbe, die ich neun Jahre zuvor eifrig durch ein Loch im Zaun beobachtet hatte – Pferde, die zum Schlachter sollten, weil sie niemand mehr gebrauchen oder bezahlen konnte und machte sie zu Schulpferden. Gutes Futter sowie tägliches Misten und Putzen waren selbstverständlich und für ausreichend Bewegung in frischer Luft sorgte der Schulbetrieb, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass kein Pferd überbeansprucht wurde.
Schon in den ersten Reitstunden machte ich Bekanntschaft mit der braunen Trakehner Stute Lady, die noch einen Original Trakehner Brand trug und die mit dem Treck in den Westen gekommen sein sollte. Ihre eher abweisende Art ließ sie nicht zu einem Lieblingspferd der Reitschüler werden; nur Herr Weller, der allabendlich ein bis zwei Stunden Unterricht gab, liebte diese Stute und sie erwiderte dieses Gefühl offensichtlich. Er war ein Herr der alten Schule und Pferdemann vom Scheitel bis zur Sohle; wegen einer Kriegsverletzung gehbehindert, konnte er eigentlich nicht mehr reiten, aber wenn im Frühjahr und Herbst die Reitbahn durch heftige anhaltende Regengüsse unter Wasser stand, musste ins Gelände ausgewichen werden. Dann erklomm der alte Ostpreuße die steinerne Außentreppe als Aufsteighilfe und die durchaus zickige alte Stute stand wie ein Lamm bis ihr Reiter fest im Sattel saß und gemeinsam ging es an der Spitze der Abteilung in den Frankfurter Forst, Mensch und Pferd bildeten eine Einheit und vielleicht erinnerten sich beide an ihre Jugend in einer fernen Heimat.



Nach meinem Schulabschluss hatte ich reiterlich bereits so viel gelernt, dass ich in den ersten Berufsjahren und der Zeit der Familiengründung - in denen ich Reitunterricht nicht hätte finanzieren können – bei Bauern und Züchtern junge Pferde oder tragende Stuten bewegen konnte. Erst Anfang der achtziger Jahre – zu der Zeit in England – nahm ich wieder Unterricht, auch im Damensattel. Nach mehreren Anläufen erwarben wir 1985 das erste eigene Pferd, die Hessenstute „Wildkatze“, die im Exterieur wie Interieur durchaus Gemeinsamkeiten mit Lipizzanern hatte; außen barock und innen sehr individualistisch. Eine Ausnahmestute mit viel Präsenz, die stets bewundernde Blicke von Pferdekennern auf sich zog. Das „Kätzchen“ war fast zwanzig Jahre, bis zu ihrem Ende, ein von allen geliebtes Mitglied der Familie. Mit ihr habe ich viele weitere und neue Erfahrungen zur Pferdeausbildung und zur Zucht gesammelt. Sie lebt in unserer Erinnerung weiter und bleibt unvergessen. Leider hatte sie nur männliche Nachkommen und hinterließ kein Stutfohlen zur Weiterzucht.
Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Brasilien, wo ich auch eine ganze Reihe hervorragender barocker Andalusier kennen und schätzen gelernt hatte, stand mein Entschluss fest zu den Wurzeln zurückzukehren und endlich meine alte und nie vergessene Liebe zu den Lipizzanern wieder aufleben zu lassen. Wohl wissend, dass in den ersten Jahrhunderten Lipizzanern in den verschiedensten Farbschlägen gezüchtet wurden und dass die Spanische Hofreitschule stets einen Dunkelbraunen – der noch immer aus alten Schimmellinien fallen kann – in der Vorführung hat, suchte ich speziell nach einer braunen Stute und fand sie auch auf Anhieb. In meinem Bemühen Lipizzaner vom originalen Rassetyp des Prunk-und Paradepferdes durch meine Zucht zu erhalten, scheinen mit den alten barocken Genen auch die durch die dominanten Schimmel im letzten Jahrhundert unterdrückte Vielfalt der Farben wieder heraus zu mendeln, so dass sich die Individualität meiner Lipizzaner auch in ihren besonderen Fellzeichnungen ausdrückt.
Auf meinem bisherigen Lebensweg habe ich eine ganze Reihe unterschiedlicher Pferdeleute kennen gelernt. Sie hatten nicht die klingenden Namen mit denen sich heute so mancher gerne als Schüler der selben schmückt, doch hatten sie alle nicht nur fundiertes Wissen sondern auch den speziellen Zugang zu Pferden, der wohl den meisten Mitmenschen verschlossen bleibt. Von diesen Pferdemenschen habe ich stets gerne gelernt und so meine eigenen Kenntnisse erweitert. Die besten und oft geduldigsten Lehrer waren aber die Pferde selbst, die meinen Weg begleitet haben; angefangen von der sanften Alma, die mich durch meine erste Reitstunde getragen und alle Bahnfiguren selbständig ausgeführt hat, den Lipizzaner Hengst Sahib, der sich als wahrer Herr unter dem Sattel erwies, den dicken Rotdur mit dem ich den ersten Parcours absolvierte und den Vollblüter Minnetrunk, der mich lehrte, dass auch heftige und sensible Pferde treibende und verwahrende Hilfen brauchen nur um vieles feiner, der hessische Landbeschäler Senior, der mir bewies, dass auch ein kalibriger dominanter Hengst mit leichter Hand geritten werden kann und viele mehr bis hin zu meinen derzeitigen Lipizzanern. Stets habe ich mich bemüht die jeweilige Persönlichkeit des Pferdes zu erfassen und die gemeinsame Arbeit als Zwiesprache zu verstehen.


